Die EU-Kommission hat am 12.01.2021 Sondierungsgespräche mit dem Pharmaunternehmen Valneva über den Ankauf seines potenziellen Corona-Impfstoffs abgeschlossen.
Aus EU-Aktuell vom 12.01.2021 ergibt sich:
Der geplante Vertrag mit Valneva würde allen EU-Mitgliedstaaten die Möglichkeit geben, in einem ersten Schritt zusammen 30 Millionen Dosen zu erwerben, mit der Option auf weitere 30 Millionen. Diese kämen zu den bis zu 2,3 Mrd. Impfstoff-Dosen hinzu, die die Kommission in Vereinbarungen mit sechs Impfstoffentwicklern bereits gesichert hat. Sandra Gallina, Generaldirektorin für Gesundheit bei der Europäischen Kommission, debattierte am 12.01.2021 mit dem zuständigen Ausschuss des Europäischen Parlaments über die Impfstoffstrategie der EU. Sie unterstrich, dass die EU-Kommission in Abstimmung mit den EU-Staaten die höchstmögliche Menge an Impfstoffdosen für die Menschen in Europa gesichert habe.
Das umfangreiche EU-Portfolio an Impfstoffen umfasst Verträge mit den in Europa produzierenden Unternehmen AstraZeneca, Sanofi-GSK, Janssen Pharmaceutica NV, BioNTech-Pfizer, CureVac und Moderna sowie bereits abgeschlossenen Sondierungsgesprächen mit Novavax. In der EU zugelassen sind bisher die Vakzine von BioNTech/Pfizer und Moderna. AstraZeneca hat am 12.01.2021 einen Zulassungsantrag gestellt.
Die EU-Kommission unterstützt mehr Transparenz, für die Veröffentlichung der Verträge brauche es aber auch das Einverständnis der Vertragspartner, so Generaldirektorin Gallina im Europäischen Parlament. Ab dem 12.01.2021 können Europaabgeordnete in einem Leseraum zudem zunächst den Vertrag der EU mit CureVac einsehen.
Hintergrund zum Valneva-Impfstoff
Valneva ist ein europäisches Biotechnologie-Unternehmen, das ein Vakzin mit inaktivierten Viren entwickelt. Dabei handelt es sich um eine klassische, seit 60-70 Jahren eingesetzte Impftechnologie mit bewährten Verfahren und sehr hoher Sicherheit. Sie kommt bei den meisten Influenza-Impfstoffen und vielen Impfstoffen für Kinderkrankheiten zum Einsatz. Dies ist derzeit der einzige Impfstoffkandidat gegen Covid-19 auf der Basis inaktivierter Viren, der derzeit in Europa in klinischen Studien getestet wird.
Die mit der Unterstützung der EU-Mitgliedstaaten getroffene Entscheidung der Kommission, diesen Impfstoff zu fördern, beruht auf einer fundierten wissenschaftlichen Grundlage, der eingesetzten Technologie, der Erfahrung des Unternehmens in der Impfstoffentwicklung und seinen Produktionskapazitäten für eine Belieferung aller EU-Mitgliedstaaten.
Hintergrund
Am 17.06.2021 legte die EU-Kommission eine europäische Strategie für die beschleunigte Entwicklung, Herstellung und Bereitstellung wirksamer und sicherer Impfstoffe gegen Covid-19 vor. Im Gegenzug für das Recht, innerhalb eines bestimmten Zeitraums eine bestimmte Anzahl von Impfstoffdosen ankaufen zu können, finanziert die Kommission einen Teil der Vorlaufkosten der Impfstoffhersteller in Form von Abnahmegarantien. Die bereitgestellten Mittel werden als Anzahlung für die Impfstoffe betrachtet, die tatsächlich von den Mitgliedstaaten erworben werden.
Aufgrund der erheblichen Kosten und der beträchtlichen Durchfallquote sind Investitionen in einen Covid-19-Impfstoff für die Entwickler hochriskant; daher werden diese Vereinbarungen Investitionen ermöglichen, die sonst womöglich nicht getätigt würden.
Sobald sich Impfstoffe als sicher und wirksam erwiesen haben und von der Europäischen Arzneimittel-Agentur zugelassen wurden, müssen sie rasch in ganz Europa verteilt und eingesetzt werden. Die Kommission hat am 15.10.2020 die wichtigsten Schritte für eine optimale Vorbereitung der Mitgliedstaaten dargelegt; dazu gehört auch die Entwicklung nationaler Impfstrategien. Die Kommission richtet einen gemeinsamen Berichterstattungsrahmen und eine Plattform ein, um die Wirksamkeit der nationalen Impfstrategien zu überwachen, und hat weitere Maßnahmen zum Ausbau der Vorsorge- und Reaktionsmaßnahmen in der gesamten EU sowie die Strategie „Covid-19 – sicher durch den Winter“ ergriffen, um die Mitgliedstaaten beim Einsatz von Impfstoffen weiter zu unterstützen.
Die Kommission setzt sich zudem dafür ein, dass alle, die einen Impfstoff benötigen, ihn auch erhalten, und zwar weltweit – nicht nur bei uns. Denn solange nicht alle geschützt sind, sind auch wir nicht geschützt. Deshalb hat die Kommission seit dem 04.05.2020 im Rahmen der weltweiten Corona-Krisenreaktion, der globalen Aktion für den universellen Zugang zu Corona-Tests‚ -Medikamenten und -Impfstoffen und für eine weltweite Erholung, fast 16 Mrd. Euro mobilisiert und zudem ihr Interesse bekundet, sich an der COVAX-Fazilität für einen weltweit gleichberechtigten Zugang zu erschwinglichen Covid-19-Impfstoffen zu beteiligen. Von Seiten des „Team Europa“ kündigte die Kommission 100 Mio. Euro an Zuschüssen zusätzlich zu ihrem Beitrag von 400 Mio. Euro in Form von Garantien zur Unterstützung der COVAX-Fazilität und ihrer Ziele im Rahmen der weltweiten Corona-Krisenreaktion an. Diese 500 Mio. Euro aus dem EU-Haushalt stellen zusammen mit Beiträgen der EU-Mitgliedstaaten und der EIB einen wichtigen Beitrag zur COVAX-Fazilität dar, damit bis Ende 2021 mehr als eine Milliarde Impfstoffdosen für Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen bereitgestellt werden.