Sollte ich eine Abfindung annehmen?
Was tun, wenn der Arbeitgeber Ihnen eine Abfindung anbietet?
Ist es finanziell sinnvoll, das Angebot anzunehmen?
Um diese Fragen zu beantworten, müssen Sie drei Dinge überprüfen:
- Denken Sie darüber nach, ob Sie wirklich das Beschäftigungsverhältnis beenden wollen,
- klären Sie Ihre rechtliche Situation,
- überlegen Sie, ob es für Sie finanziell lohnenswert ist.
Nicht bereit zu gehen?
Wenn eine Firma Mitarbeiter entlassen will oder muss, kann das Arbeitsrecht in Deutschland häufig eingreifen. Wenn Sie das Angebot erhalten und Ihren Job behalten möchten, kann es sich oft lohnen, dagegen anzukämpfen. Entweder, weil Sie tatsächlich Ihren Job behalten oder weil Sie am Ende eine höhere Abfindung erhalten. Die Ausnahme sind Unternehmen in Insolvenz wie Galeria. Dort sollten Sie nicht viel erwarten.
Im Allgemeinen sind Abfindungen ein beliebtes Mittel für Unternehmen, um Auseinandersetzungen mit Mitarbeitern, Betriebs- oder Personalräten oder gar arbeitsgerichtlichen Streitigkeiten zu vermeiden.
Im Grunde sind solche Abfindungen eine Entschädigung dafür, dass Sie Ihren Arbeitsplatz aufgeben. Abfindungen sind rechtlich nicht vorgeschrieben, sind aber üblich.
Die Standardabfindung beträgt normalerweise ein halbes Bruttomonatsgehalt pro Beschäftigungsjahr. Wenn man zusätzlich mehr als sechs Monate gearbeitet hat, wird ein weiteres Jahr angerechnet. Nehmen wir an, Sie arbeiten vier Jahre und acht Monate in einem Unternehmen und verdienen 4000 Euro brutto pro Monat, wäre die Standardabfindung 10.000 Euro. Das Urlaubs- und Weihnachtsgeld wird zum Bruttomonatsgehalt hinzugerechnet und auf zwölf Monate verteilt.
Bei großen Unternehmen, die Tausende von Mitarbeitern entlassen wollen, können die Abfindungssummen deutlich höher ausfallen als nur ein halbes Monatseinkommen. Im Durchschnitt liegen die Abfindungssummen in Deutschland jedoch eher zwischen 15.000 und 25.000 Euro.
Sind Sie überrascht von den Summen?
Die Arbeitnehmer in Deutschland sind ihren Arbeitgebern in der Regel treu. Laut dem Statistischen Bundesamt arbeiten 43 Prozent aller Beschäftigten zehn Jahre oder länger bei demselben Unternehmen. Weitere 20 Prozent bleiben zwischen fünf und zehn Jahren. Je länger man im Job ist, desto höher fällt natürlich auch die Abfindung aus.
Mit diesen vier Tipps können Sie möglicherweise mehr Geld aus Ihrer Abfindung herausholen. Überprüfen Sie zunächst, ob Sie berechtigt sind und machen Sie eine grobe Kalkulation. Wenn Sie sich fragen, ob es Möglichkeiten gibt, das Maximum herauszuholen, gibt es tatsächlich ein paar Tricks, die Sie anwenden können.
Der erste Tipp besteht darin, dass wenn das Unternehmen Sie entlassen möchte, aber Sie rechtlich im Vorteil sind, können Sie möglicherweise mehr als die übliche Abfindung von 0,5 Monatsgehältern pro Beschäftigungsjahr aushandeln. Mit Unterstützung eines Fachanwalts für Arbeitsrecht können Sie möglicherweise sogar ein volles Monatsgehalt pro Jahr oder sogar mehr verhandeln. Es gibt auch in seltenen Fällen Abfindungen von bis zu vier Monatsgehältern pro Jahr.
Der zweite Tipp besteht darin, die Details des Abfindungsvertrags genau zu prüfen. Bei einigen Unternehmen werden die Details oft individuell verhandelt. Sie können zum Beispiel vereinbaren, dass die Abfindung in einem Jahr ausgezahlt wird, in dem Sie weniger Einkommen haben. Wenn Sie früher in den Ruhestand gehen möchten, ist es sinnvoll, die Auszahlung zum Januar des ersten Ruhestands-Jahres zu vereinbaren, um Steuern zu sparen. Das Gleiche gilt, wenn Sie mit Ihrer Abfindung eine selbstständige Tätigkeit starten möchten. Die Abfindung kann vorübergehend Teile Ihres Einkommens ersetzen und Ihnen helfen, in dieser Übergangsphase finanziell abgesichert zu sein.
Der dritte Trick: Wenn Sie älter als 50 Jahre sind, bereits einen neuen Job haben und eine Abfindung erhalten, können Sie einen Teil davon in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, um Ihre Rente zu steigern. Ihr Arbeitgeber zahlt einen Teil der Abfindung direkt an die Rentenversicherung, von dem Sie nur die Hälfte versteuern müssen.
Der vierte Trick: Wenn Ihr früherer Chef für Sie einen rentablen Vertrag zur betrieblichen Altersvorsorge abgeschlossen hat, können Sie auch einen Teil Ihrer Abfindung in diese Vorsorge einzahlen lassen. Sie können bis zum Zehnfachen Ihres aktuellen Bruttomonatseinkommens steuerfrei einzahlen. Die Betriebsrente wird dann im Ruhestand versteuert.
Steuern beachten!
In Bezug auf Steuern ist zu beachten, dass Abfindungen seit 2003 steuerpflichtig sind. Das Finanzamt berechnet, wie viel Steuern Sie für ein Fünftel der Abfindung zahlen müssten und multipliziert dies mit fünf. Dadurch können Sie Steuern sparen. Je niedriger Ihr reguläres Einkommen ist und je höher die Abfindung, desto mehr Steuern lassen sich sparen. Eine Steuererklärung im Folgejahr ist jedoch erforderlich.
keine Sozialversicherungsbeiträge!
Abfindungen sind auch sozialversicherungsfrei, sodass keine Beiträge für Krankenkasse, Renten- oder Pflegeversicherung gezahlt werden müssen. Früher waren Abfindungen steuerfrei, aber diese Regelung wurde 2003 geändert. Die Generation unserer Eltern und Großeltern ist oft frühzeitig in Rente gegangen, was heute seltener der Fall ist.
Es ist kulturell gesehen heute üblich, dass abgefundene Mitarbeiter nicht sofort in Rente gehen, sondern möglicherweise für andere Unternehmen arbeiten oder sich selbstständig machen. Dies kann auch als Verhandlungsjoker dienen, wenn es darum geht, ob man für ein Konkurrenzunternehmen arbeiten könnte.