Flaschenpost schließt Standort Düsseldorf – 300 Arbeitsplätze weg

01. November 2024 -

Flaschenpost wurde 2012 in Münster gegründet und gehört seit 2020 zur Radeberger Gruppe, die wiederum zur Oetker-Gruppe gehört. Das Unternehmen revolutionierte den Markt mit seinem Online-Lieferdienst für Getränke, Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs und beschäftigte deutschlandweit etwa 20.000 Mitarbeitende.

Gewerkschaften kritisieren Flaschenpost in Düsseldorf: Gratis-Pommes als Protestaktion Am 23. Oktober 2024 sorgten DGB und NGG mit einer Info-Aktion für Beschäftigte von Flaschenpost für gute Stimmung. Der DGB-Stadtverband Düsseldorf verteilte gemeinsam mit NGG-Vertretern kostenlose Pommes in der Zentrale des Getränkelieferanten im Düsseldorfer Hafen. Hintergrund der Aktion war die Kritik an fehlender Tarifbindung und Mitbestimmung bei Flaschenpost. Die Beschäftigten wie Kuriere und Lageristen werden laut NGG nicht nach Tarifvertrag bezahlt. Mit dem „Fritten-Mobil“ wollte der DGB ein Zeichen für gerechte Entlohnung setzen.

Die Flaschenpost Düsseldorf GmbH beschäftigt insgesamt 300 Mitarbeiter, wovon 95 Prozent befristet angestellt sind. Vor allem Lageristen und Kurieren fehlt es an unbefristeten Vollzeitstellen. Dies führt zu prekären Arbeitsbedingungen und der Schwierigkeit, Kredite oder Mietverträge zu bekommen. Der Stundenlohn für Lageristen beträgt lediglich 12,50 Euro, nur knapp über dem Mindestlohn. Fahrer erhalten 13,25 Euro, mit etwas Bonus oder Trinkgeld können sie überleben. Dennoch ist dies für die NGG-Geschäftsführerin zu wenig. Hinzu kommt, dass befristete Mitarbeiter kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld erhalten und lediglich 20 Urlaubstage im Jahr zur Verfügung haben. Die hohe Fluktuation im Lager und bei den Kurieren führt dazu, dass Verträge nicht verlängert werden und ständig neue Mitarbeiter eingestellt werden. Viele Mitarbeiter mit Migrationshintergrund sind aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse über ihre Rechte nicht informiert. Dies führt zu einer schlechten Organisation innerhalb des Unternehmens.

Seit 2020 gibt es bei Flaschenpost in Düsseldorf einen Betriebsrat, der nach einem Kampf gegründet wurde. Dieses Neuner-Gremium kümmert sich um die Belange der Beschäftigten und ermöglicht Verhandlungen von Tarifverträgen. Anders als bei anderen Unternehmen der Oetker-Gruppe, zu der Flaschenpost gehört, ist Flaschenpost bisher nicht an Tarifverträge gebunden. Die NGG fordert daher, dass das Unternehmen mit der Gewerkschaft einen Tarifvertrag abschließt und seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird.

NGG empfiehlt den Kunden in Düsseldorf, trotz der schwierigen Arbeitsbedingungen, nicht damit zu beginnen, Flaschenpost zu boykottieren. Laut Torun sollen die Kunden weiterhin bei Flaschenpost bestellen, um die Arbeitsplätze zu sichern, da es zumindest einen Betrieb mit Mitbestimmung in Düsseldorf gebe. Die Arbeit der Lageristen und Fahrer sei jedoch sehr anspruchsvoll und die Arbeitsbedingungen seien hart, besonders bei Großbestellungen. Daher fordern der DGB und die NGG eine Inflationsprämie für die Beschäftigten. Die Gewerkschaften appellieren zudem an die Oetker-Gruppe, Tarifverträge bei Flaschenpost einzuführen und ermutigen die Beschäftigten, sich zu organisieren und Druck auf das Unternehmen auszuüben, um Tarifverhandlungen durchzusetzen.

Flaschenpost äußert sich zur Situation der Beschäftigten

Am 24. Oktober 2024 gab eine Unternehmenssprecherin von Flaschenpost in einem Interview mit der NRZ Auskunft über die Arbeitsbedingungen ihrer teils befristeten Mitarbeitenden. Sie betonte, dass das Unternehmen großen Wert auf faire und attraktive Arbeitsbedingungen lege. Dazu gehörten ein transparentes Lohngefüge mit einem über dem Mindestlohn liegenden Grundgehalt, regelmäßige flächendeckende Lohnerhöhungen sowie zusätzliche Verdienstmöglichkeiten basierend auf Betriebszugehörigkeit oder Leistungszulagen. Allerdings werde konzernweit kein 13. Gehalt gezahlt. Die Urlaubstage entsprächen den gesetzlichen Vorgaben und seien zudem abhängig von den Karrierestufen der Mitarbeitenden. Dieser individuelle und konzernweite Ansatz habe sich laut der Sprecherin über die Jahre bewährt, wie auch eine interne Mitarbeiterumfrage zeige: 84 Prozent der Mitarbeitenden würden Flaschenpost als Arbeitgeber weiterempfehlen.

Standort wird geschlossen

Am 29.10.2024 brach in den Büros der Oetker-Tochter Flaschenpost in Düsseldorf Chaos aus, als 200 Mitarbeitende die schockierende Nachricht erhielten, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren würden. Die Stimmung war düster und geprägt von Unsicherheit, als die Gewerkschaft NGG verkündete, dass der Standort des Getränke-Lieferdienstes geschlossen wird. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden vor die Tür gesetzt, ohne Vorwarnung und ohne die Möglichkeit, sich angemessen darauf vorzubereiten.

Die Entscheidung, das Lager im Düsseldorfer-Hafengebiet zu schließen, wurde mit der schlechten Verkehrsanbindung und der ungünstigen Infrastruktur des Standorts begründet. Flaschenpost beteuerte, dass sie verschiedene Maßnahmen ergriffen hätten, um der Unrentabilität entgegenzuwirken, jedoch ohne Erfolg. Daher sei die Schließung des Standorts unumgänglich gewesen.

Die Nachricht traf die Mitarbeitenden wie ein Schlag ins Gesicht. Viele von ihnen waren seit Jahren loyal und engagiert für das Unternehmen tätig und fühlten sich nun im Stich gelassen. Die Gewerkschaft kündigte Widerstand an und versprach, gemeinsam mit dem Betriebsrat für eine akzeptable Lösung für die Betroffenen zu kämpfen.

Die Geschäftsführerin der NGG-Region Düsseldorf-Wuppertal, Zayde Torun, war selbst entsetzt über die Entscheidung und betonte, dass sie erst vergangene Woche an dem Standort gewesen sei, um Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und eine Gehaltserhöhung für die Mitarbeitenden zu fordern. Die plötzliche Schließung des Standorts war ein harter Schlag für sie und die gesamte Belegschaft.

Die bevorstehende Schließung des Lagers in Düsseldorf wird nicht nur die 200 betroffenen Mitarbeiter hart treffen, sondern auch Auswirkungen auf die gesamte Region haben. Viele von ihnen stehen nun vor einer ungewissen Zukunft, ohne Job, ohne Einkommen und ohne Perspektive. Die Angst vor Arbeitslosigkeit und finanzieller Unsicherheit macht sich breit.

Es ist klar, dass die Schließung des Standorts in Düsseldorf nicht ohne Widerstand vonstatten gehen wird. Die Gewerkschaft und der Betriebsrat werden alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Interessen der betroffenen Mitarbeitenden zu verteidigen und für eine faire Lösung zu kämpfen. Es steht viel auf dem Spiel, nicht nur für die 200 Menschen, die ihren Job verlieren, sondern auch für ihre Familien und die gesamte Region.

Die bittere Nachricht am Dienstagmorgen wird langfristige Auswirkungen auf die Betroffenen haben. Viele von ihnen werden sich nun auf die Suche nach einem neuen Job machen müssen, in einem ohnehin schwierigen Arbeitsmarkt. Die Zukunft ist ungewiss, die Sorgen sind groß.

Die Schließung des Standorts in Düsseldorf ist ein trauriger Höhepunkt in der Geschichte von Flaschenpost. Das Unternehmen, das einst als Pionier im Online-Lieferdienst galt, musste nun einen herben Rückschlag hinnehmen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden die Folgen dieser Entscheidung wohl noch lange zu spüren bekommen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickeln wird und ob es gelingen wird, für die betroffenen Mitarbeitenden eine Lösung zu finden. Die kommenden Wochen und Monate werden entscheidend sein für die Zukunft der 200 Menschen, die von der Schließung des Standorts in Düsseldorf betroffen sind. Hoffentlich können sie bald wieder eine Perspektive finden und ihre berufliche Laufbahn fortsetzen.

Die Schockwellen nach der Mitteilung über die Schließung des Lagers im Hafen von Flaschenpost in Düsseldorf sitzen tief beim Betriebsrat. Eine E-Mail am Dienstag informierte die Beschäftigten über die überraschende Ankündigung des Getränke- und Lebensmittellieferanten. Eine Woche vor der Mitteilung hatten sich der Düsseldorfer Stadtverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und Vertreter der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für Tarifverträge der Flaschenpost-Beschäftigten eingesetzt. Nun steht die Schließung des Betriebs im Industriegebiet Lausward bevor, wie eine Sprecherin bestätigte. Der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest, die finale Entscheidung wird nach Abschluss des Sozialplans getroffen.

Die Ankündigung der Standortschließung in Düsseldorf kam für ein anonym bleibendes Mitglied des Betriebsrats überraschend und schockierend. Die Geschäftsführung wird für ihren schlechten Stil kritisiert, da die Mitarbeiter nur per Mail informiert wurden und der Geschäftsführer nicht anwesend war, um mit den Beschäftigten zu sprechen. Das Betriebsratsmitglied gibt an, dass weit mehr als 200 Beschäftigte von der Schließung betroffen sind, obwohl zuvor nur von rund 200 Arbeitsplätzen die Rede war. Die sozialverträgliche Gestaltung des Stellenabbaus in Düsseldorf wurde angekündigt.

Die Begründung für die Standortschließung aufgrund der schlechten Verkehrsanbindung und der ungünstigen Infrastruktur wird als fadenscheinig betrachtet, da das Lager von Amazon in der Nähe keine Probleme habe. Zudem wurden Investitionen getätigt, von denen die Beschäftigten vor Ort nichts mitbekommen haben. Das ehemalige Lob des Finanzvorstands für den Standort im Düsseldorfer Hafen wird als Widerspruch angesehen.

Laut NGG läuft der Mietvertrag für das Flaschenpost-Lager im Düsseldorfer Hafen noch bis März 2028. Der Interessenvertreter der Belegschaft vermutet jedoch ein abgekartetes Spiel hinter der drohenden Standortschließung. Die drastische Reduzierung der Aufträge zugunsten von Lagern in Langenfeld und Duisburg sowie ein Einstellungsstopp seit einem halben Jahr lassen die NGG Zweifel an den Gründen für die Schließung hegen. Die Gewerkschaft fordert Einblick in die Finanzen, um Fakten- und Zahlentrickserei zu verhindern. Die Begründung für die Schließung, besonders vor dem Hintergrund des noch bis 2028 gültigen Mietvertrags, erscheint der NGG nicht nachvollziehbar. Zayde Torun, Geschäftsführerin der NGG in der Region Düsseldorf-Wuppertal, zweifelt an einem Zufall, da der betroffene Standort der einzige ist, an dem ein Betriebsrat erfolgreich organisiert wurde. Die NGG übt daher harsche Kritik am Getränke- und Lebensmittellieferanten und sieht die Existenz der Beschäftigten und ihre Zukunftsplanungen in Gefahr. Die Flaschenpost-Sprecherin betont, dass keine weiteren Standortschließungen geplant sind.

Die NGG wird sich gegen die Schließung des Standorts stark machen. Trotz der Schließung des Lagers gibt es für Kunden in Düsseldorf keinen Grund zur Sorge, da sie weiterhin das gewohnte Flaschenpost-Angebot und eine Lieferung innerhalb von 120 Minuten erhalten können. Zwar wird das 120-Minuten-Versprechen möglicherweise nicht eingehalten werden können, wenn die Belieferung von einem anderen Lager aus erfolgt. Der Prozess der Schließung des Lagers im Hafen wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen und es muss ein Sozialplan für die Beschäftigten erstellt werden. Die Gewerkschafterin betont jedoch, dass die Beschäftigten und die Gewerkschaft weiterhin für den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen werden und alle Möglichkeiten gegen die Standortschließung prüfen. Plan A ist es, das Düsseldorfer Flaschenpost-Lager zu erhalten, und sollte ein Interessenausgleich und Sozialplan erforderlich werden, wird die NGG alles tun, um das Beste für die betroffenen Beschäftigten herauszuholen.