Das Bundesverfassungsgericht hat im Beschluss vom 26. Mai 2020 zum Aktenzeichen 2 BvR 2699/17 ausgeführt, dass die Nichtzulassung der Berufung Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG verletzt, weil dem Beschwerdeführer durch das Urteil des Verwaltungsgerichts das rechtliche Gehör versagt wurde und die Entscheidung auf der geltend gemachten Verletzung beruhen dürfte (vgl. § 78 Abs. 3 Nr. 3 AsylG i.V.m. § 138 Nr. 3 VwGO), wenn das Gericht neue Quellen in das Verfahren einführt, dann aber keine Möglichkeit zur Stellungnahme bietet.
Art. 103 Abs. 1 GG vermittelt allen an einem gerichtlichen Verfahren Beteiligten einen Anspruch darauf, sich zu dem in Rede stehenden Sachverhalt sowie zur Rechtslage zu äußern (vgl. BVerfGE 19, 32 <36>; 49, 325 <328>; 64, 135 <143 f.>) sowie Anträge zu stellen und Ausführungen zu machen (vgl. BVerfGE 6, 19 <20>; 15, 303 <307>; 36, 85 <87>). Auch im Asylverfahren gilt, dass die Gerichte nur solche Tatsachen und Beweisergebnisse ‒ einschließlich Presseberichten und Behördenauskünften ‒ verwerten dürfen, die von einem Verfahrensbeteiligten oder dem Gericht im Einzelnen bezeichnet zum Gegenstand des Verfahrens gemacht wurden und zu denen die Beteiligten sich äußern konnten (vgl. BVerfGE 70, 180 <189> m.w.N.; stRspr). Die Erkenntnismittel sind auch dann einzuführen, wenn die Beteiligten nach § 101 Abs. 2 VwGO auf mündliche Verhandlung verzichtet haben. Die Verzichtserklärung bedeutet in diesem Zusammenhang nicht zugleich den Verzicht auf die Gewährung rechtlichen Gehörs zu solchen, die Entscheidung tragenden Umständen, die bislang nach übereinstimmender Auffassung aller Verfahrensbeteiligter nicht entscheidungserheblich waren (vgl. BVerfG, Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 31. Mai 1995 – 2 BvR 736/95 -, Rn. 29; Funke-Kaiser, in: GK-AsylG, 119. Lieferung März 2019, § 78 Rn. 328). Daraus folgt, dass nach Einführung von neuen Erkenntnismitteln durch das Gericht ein angemessener Zeitraum bis zur Entscheidung über die Klage verbleiben muss.
Gemessen daran hatte der Beschwerdeführer ‒ wie der Verwaltungsgerichtshof zutreffend festgestellt hat ‒ keine zumutbare Möglichkeit, zu den eingeführten Erkenntnismitteln Stellung zu nehmen. Das Schreiben des Gerichts vom 21. April 2016 mit der Erkenntnismaterialliste und dem Hinweis auf weitere Quellen ist dem Beschwerdeführer am 25. April 2016 zugegangen. Bereits am 28. April 2016 hat das Verwaltungsgericht die Klage unter Bezugnahme auf Tatsachen aus den zuvor eingeführten Berichten und Entscheidungen abgewiesen. Angesichts des Umfangs dieser Berichte war der für den Beschwerdeführer verbleibende Zeitraum von drei Tagen für eine mögliche Stellungnahme jedenfalls zu kurz.